www.focus.deDramatische Situation auf LesbosFlieger in Hannover gelandet: Hier kommen erste Kinder aus Moria in Deutschland an
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FOCUS Online/Wochit„Werden deutschem Weg nicht folgen“: Kurz kontert Merkel Vorwurf in Moria-Debatte
Mittwoch, 30.09.2020, 12:59Nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria hat die Bundesregierung angeboten, auch noch mehr als 400 Familien mit Kindern von den griechischen Inseln aufzunehmen. Auf Lesbos sollen neue Unterkünfte entstehen, unter Beteiligung der EU. Die aktuelle Lage im News-Ticker von FOCUS Online.
Mittwoch, 30. September, 12.42 Uhr: Die ersten von bis zu 150 minderjährigen Migranten aus dem abgebrannten griechischen Lager Moria sind am Mittwoch in Deutschland ankommen. Der Flieger aus Griechenland landete am Vormittag in
Hannover, wie das Bundesinnenministerium mitteilte. Deutschland hat die Aufnahme von Minderjährigen zugesagt, die zunächst aus dem früheren Lager auf der Insel Lesbos auf das griechische Festland gebracht worden waren. An Bord des Fluges waren laut Ministerium 51 unbegleitete minderjährige Migranten aus Moria, die auf mehrere Bundesländer verteilt werden sollen.
dpaMigranten aus Moria steigen aus einer Passagiere am Flughafen in Hannover.
Mit demselben Flug trafen demnach kranke Kinder oder Jugendliche sowie deren Familien ein, insgesamt 88 Menschen. Ihre Aufnahme beruht auf einem früheren Beschluss.
dpaMigranten aus Moria betreten den Flughafen in Hannover.
Hilfsorganisationen fordern Strafverfahren gegen griechische Regierung
Dienstag, 22. September, 16.10 Uhr: Zwei Hilfsorganisationen haben Griechenland im Umgang mit Asylbewerbern systematischen Bruch von EU-Recht vorgeworfen und die EU-Kommission zum Handeln aufgefordert. Die Brüsseler Behörde müsse ein sogenanntes Vertragsverletzungsverfahren gegen Athen einleiten, heißt es in einer Beschwerde, die am Dienstag im Namen von Oxfam und WeMove Europe an die EU-Kommission ging.
Die Organisationen werfen Griechenland unter anderem sogenannte Pushbacks vor, bei denen Migranten unter Anwendung von Gewalt und ohne Berücksichtigung ihrer individuellen Umstände unmittelbar nach ihrem Überqueren der Grenze wieder in Richtung
Türkei zurückgedrängt werden. Zudem würden Schutzmaßnahmen im Asylverfahren auf eklatante Weise missachtet. So biete die jüngste griechische Asylreform nur eine geringe Chance auf ein faires Asylverfahren. Die Einspruchsfristen bei abgelehnten Anträgen seien mitunter abgelaufen, bevor der Betroffene über die Entscheidung informiert worden sei.
Petros Giannakouris/AP/dpa
"Die EU-Kommission ist die Hüterin des EU-Rechts und sollte die Grundrechte aller Menschen
in Europa aufrechterhalten und schützen", sagte die Chefin des EU-Büros von Oxfam, Marissa Ryan, der Mitteilung zufolge. Der Großbrand des Flüchtlingslagers Moria vergangene Woche habe gezeigt, dass Europa in dieser Hinsicht versagt habe.
Die EU-Kommission überwacht in der Staatengemeinschaft unter anderem die Einhaltung von EU-Recht. Verstößt ein Land ihrer Meinung nach gegen das gemeinsame Recht, kann die Behörde ein Verfahren wegen Vertragsverletzung einleiten, an dessen Ende eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshofs - und später auch eine saftige Geldstrafe stehen kann.
Die EU-Staaten sind seit Jahren tief zerstritten über die gemeinsame Asyl- und Migrationspolitik. Am Mittwoch will die EU-Kommission deshalb Reformvorschläge vorlegen.
Feuer im Flüchtlingslager auf Samos - Brand unter Kontrolle
06.42 Uhr: Im Flüchtlingslager Vathy auf der griechischen Insel Samos ist am Sonntagabend aus bisher unbekannten Gründen ein Feuer ausgebrochen. Wie das Insel-Onlineportal "
Samos24" berichtete, wurde der Brand von der Feuerwehr schnell unter Kontrolle gebracht. Demnach soll es in einem Bereich des Lagers gebrannt haben, in dem unbegleitete Minderjährige wohnen. Ein Bewohner wurde vorsorglich ins Krankenhaus gebracht, hieß es. Rund 60 unbegleiteten Minderjährigen seien zudem in ein Hotel gebracht worden, wo sie die nächsten Tage bleiben sollen. Der griechische Ableger der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen twitterte, die Ärzte behandelten Menschen, die Rauch eingeatmet hätten. Es seien drei Container niedergebrannt, teilte der Bürgermeister von Ost-Samos, Giorgos Stantzos, am Abend mit.
In der Nähe des Lagers hatte es bereits am vergangenen Dienstag gebrannt, Mehrere Männer waren danach wegen des Verdachts der Brandstiftung in Gewahrsam genommen worden. Seit dem Großbrand im Flüchtlingslagers Moria auf Lesbos vor eineinhalb Wochen ist die Lage auch auf Samos angespannt. Es wird befürchtet, dass Migranten auch dort Feuer legen könnten, wie sie es mutmaßlich in Moria gemacht haben, um das Lager verlassen zu können.
Das Lager auf Samos nahe der Ortschaft Vathy ist mit rund 4500 Bewohnern fast siebenfach überbelegt. Zuletzt wurden 21 Corona-Fälle verzeichnet.
Demonstrationen für Flüchtlingsaufnahme in deutschen Großstädten
Sonntag, 20. September, 13.38 Uhr: Die Hilfsorganisation Pro Asyl will am Sonntag (14.00 Uhr) in
Berlin und mehreren anderen deutschen Städten für die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem abgebrannten griechischen Lager Moria demonstrieren. An den Protesten beteiligen sich auch zahlreiche weitere Initiativen, darunter die Organisationen Seebrücke, Fridays for Future und die evangelische Kirche.
Das Bündnis fordert die Bundesregierung auf, alle Flüchtlinge aus Moria aufzunehmen. Alle Flüchtlingslager
in Griechenland sollen seiner Auffassung nach außerdem sofort geräumt werden. Die Asylpolitik der Bundesregierung und der EU kritisieren die Organisationen scharf. Demonstrationen sind unter anderem auch in
München und
Köln geplant. Parallel soll es ähnliche Proteste in anderen europäischen Städten
von Lissabon bis
Stockholm geben.
Nach Brand in Moria: Übergangslager nahezu voll belegt
14.56 Uhr: Das nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria errichtete Übergangslager auf der griechischen Insel Lesbos ist nahezu voll belegt. 9000 Flüchtlinge seien mittlerweile in der für maximal 10.000 Menschen ausgelegten Zeltstadt untergebracht, erklärte das griechische Migrationsministerium am Samstag. Durch die Brände in Moria vor zehn Tagen waren nach offiziellen Angaben 12.700 Menschen obdachlos geworden. Tausende Menschen campierten daraufhin am Straßenrand, auf Parkplätzen und sogar auf einem Friedhof unter notdürftig errichteten Schutzdächern oder in Campingzelten.
Die griechischen Behörden begannen am Samstag vergangener Woche mit UN-Unterstützung mit der Errichtung eines neuen Lagers auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz in der Nähe des Hafens der Inselhauptstadt Mytilene. Viele der Migranten weigerten sich aber, in das neue Camp zu gehen, weil sie fürchten, dort erneut monatelang unter katastrophalen Umständen festzusitzen. Die Polizei erhöhte schließlich den Druck, um die campierenden, obdachlosen Menschen zum Wechsel in das neue Zeltlager zu bewegen. Die Behörden drohten, die Asylanträge derjenigen, die nicht in das neue Lager ziehen wollten, nicht zu bearbeiten.
-/Migrationsministerium/dpa
Das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) unterstützt das neue Lager "als Übergangslösung". Für eine langfristige Unterbringung der Flüchtlinge sei es aber nicht geeignet. "Die griechischen Behörden müssen die Zukunft des Standortes klären", erklärte das UNHCR. Die griechische Regierung hatte alle Flüchtlingslager im Land Mitte März wegen der
Corona-Pandemie weitgehend abgeriegelt. Das UNHCR und Menschenrechtsaktivisten kritisierten wiederholt, dass die Corona-Maßnahmen im Rest des Landes sukzessive zurückgenommen wurden, die strikten Regeln für Flüchtlingslager jedoch bestehen blieben.
Anfang September wurde im Lager Moria ein Ansteckungsherd von 35 Infizierten entdeckt. Kurze Zeit später ging das Lager in Flammen auf. Die griechische Staatsanwaltschaft beschuldigt sechs junge Afghanen, die Brände gelegt zu haben. Alle Neuankömmlinge im neuen Lager werden nach Behördenangaben einem Corona-Test unterzogen. Bislang wurden demnach 214 Infektionen mit dem neuartigen
Coronavirus festgestellt.
Merz begrüßt Aufnahme von 1500 Flüchtlingen: "Das überfordert uns nicht"
Samstag, 07.19 Uhr: Der
CDU-Politiker Friedrich Merz hat die vom Bund zugesagte Aufnahme von gut 1500 Flüchtlingen von den griechischen Inseln begrüßt. "So lange es in Europa keinen funktionierenden Verteilmechanismus gibt, kann Deutschland einen Teil der anerkannten Flüchtlinge aufnehmen. Das überfordert uns nun wirklich nicht", sagte Merz, der auf dem Parteitag im Dezember für den CDU-Vorsitz kandidieren will, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstagsausgabe).
dpa/Rolf Vennenbernd/dpaFriedrich Merz (CDU)
Merz kritisierte die Bundesländer und Bürgermeister, die nach dem Brand des Flüchtlingslagers Moria auf der griechischen Insel Lesbos die Aufnahme von Flüchtlingen angeboten hatten. "Es kann nicht jedes Bundesland oder jeder Bürgermeister seine eigene Asyl- und Einwanderungspolitik machen", sagte er. "Denn die Kosten der Unterbringung wollen sie dann trotzdem alle vom Bund erstattet bekommen."
Wichtig sei die menschenwürdige Unterbringung in der EU. Dies sei auch an den Außengrenzen der EU möglich. Die Lehre aus der Flüchtlingskrise von 2015 sei, dass Regeln eingehalten werden müssten. Wer sogar die Aufnahme aller Flüchtlinge fordere, plädiere dafür, die Dublin-Verordnung, wonach Asylanträge im ersten Aufnahmeland gestellt werden müssen, außer Kraft zu setzen, erklärte Merz.
Um 17 Uhr schickte Scholz eine SMS: Wie es zu Merkels Moria-Deal kam
17.14 Uhr: Nach den Bränden im Flüchtlingslager Moria hatte die Bundesregierung am Dienstag entschieden, zusätzlich 408 Familien, insgesamt 1553 Menschen, von den griechischen Inseln aufzunehmen, die bereits als Flüchtlinge anerkannt sind.
Dass Bundeskanzlerin
Angela Merkel das Thema wichtig ist, wurde bereits in mehreren internen Sitzungen Anfang der Woche deutlich. Merkel soll aufgebracht gewesen sein: „Die Wahrheit ist: Wir wussten alle, dass auf den griechischen Inseln sehr unhaltbare Zustände sind“, sagte Merkel am Dienstag Teilnehmern zufolge in der Sitzung der Unionsfraktion im Bundestag. Wenn Experten des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sagten, dass sie selten auf der Welt so ein Flüchtlingslager wie Moria gesehen hätten, „dann ist das kein Zeichen für Europas Werte und für Europas Handlungsfähigkeit“.
Wie kam es schließlich zum Aufnahme-Deal der Koalitionäre? Am Montagnachmittag erhielt das Bundesinnenministerium vom Flüchtlingshilfswerk UNHCR detaillierte Informationen zu den Flüchtlingen von fünf griechischen Inseln. Griechenland stimmte der Aufnahme von 408 bereits anerkannten Familien zu, die nicht nur aus Lesbos kommen. Noch am Abend fuhr Innenminister Horst Seehofer ins Kanzleramt, Merkel stimmte sofort zu – so berichtet es der „
Spiegel“.
Am nächsten Morgen soll Seehofer dem Bericht zufolge die Arbeitsgruppe „Innen“ der Unionsfraktion im Bundestag informiert zu haben. Doch jemand gab die Informationen an Journalisten weiter, was Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) offenbar unglücklich stimmte. Nach einem Telefonat zwischen Merkel, Seehofer und Scholz, soll
die SPD noch einen Satz in dem aufgesetzten Papier ergänzt haben, so der „Spiegel
“. Gegen 17 Uhr schrieb Scholz eine SMS: „Wir sind uns einig“.
Migranten gehen in großen Gruppen ins neue Lager von Lesbos
Freitag, 18. September, 10.35 Uhr: Mehr als 5000 Migranten sind nach offiziellen Angaben in den vergangenen Tagen ins Zeltlager von Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos gegangen. Auch am Freitagmorgen standen Hunderte Menschen Schlange vor dem Eingang des Lagers, wie das Staatsfernsehen (ERT) zeigte. Viele von ihnen verbrachten die Nacht vor dem Eingang des Lagers, damit sie als erste aufgenommen werden. Am Freitag harrten jedoch noch geschätzt 7000 Migranten im Freien aus.
Bislang wurden nach Angaben des Migrationsministers Notis Mitarakis 135 Migranten positiv auf das Coronavirus getestet. Sie wurden im Zeltlager isoliert. Humanitäre Organisationen bemängeln, es gebe nicht ausreichende Gesundheitsfürsorge im Lager. Dies dementierte die Regierung in Athen.
Panagiotis Balaskas/AP/dpaDas neue temporäre Flüchtlingslager ist aus der Luft auf der nordöstlichen Insel Lesbos zu sehen.
Belgien sagt Aufnahme von bis zu 150 Schutzsuchenden aus Lesbos zu
17.52 Uhr: Belgien hat die Aufnahme von 100 bis 150 weiteren besonders schutzbedürftige Menschen aus dem zerstörten griechischen Lager Moria auf Lesbos zugesagt. Dies teilten die belgische Gesundheitsministerin Maggie De Block und ihr griechischer Kollege Giorgos Koumoutsakos am Mittwoch gemeinsam mit, wie die Agentur Belga meldete.
Zuvor hatte die belgische Regierung sich schon bereit erklärt, zwölf unbegleitete Minderjährige aufzunehmen. 18 weitere junge Leute seien bereits im Sommer
in Belgien angekommen, hieß es weiter. Die neue Zusage sei zusätzlich. Bei den 100 bis 150 Menschen handele es sich um Familien mit Kindern, Müttern und alleinstehenden Frauen.
Am Dienstag hatte die Bundesregierung die Aufnahme von rund 1500 Migranten von mehreren griechischen Inseln, darunter Lesbos, zugesagt.
Sechs junge Männer sollen Feuer in Moria gelegt haben: Anklage erwartet
14.53 Uhr: Wegen des Verdachts der Brandstiftung im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos sollen am Mittwoch sechs junge Männer afghanischer Herkunft dem Staatsanwalt vorgeführt werden. Gegen die Verdächtigen, unter ihnen zwei Minderjährige, werde am Mittag Anklage erhoben, hieß es aus Behördenkreisen. Vier der Verdächtigen waren am Montag von
der Polizei auf Lesbos festgenommen worden, wo ein verheerendes Feuer in der vergangenen Woche das größte Flüchtlingslager Europas zerstört hatte. Dadurch wurden mehr als 12.000 Flüchtlinge obdachlos.
Die beiden anderen Verdächtigen im Alter von 17 Jahren waren nach dem Brand auf das griechische Festland gebracht worden. Sie gehörten zu einer Gruppe von rund 400 unbegleiteten Minderjährigen, die kurz nach dem Brand in Sicherheit gebracht wurden, wie die amtliche Nachrichtenagentur ANA berichtete. Sie wurden später festgenommen. Nach Angaben der griechischen Behörden wurde das Feuer in Moria absichtlich gelegt.
Aufnahme von 1500 Flüchtlingen: UN-Flüchtlingshilfswerk von deutscher Auswahl überrascht
14.48 Uhr: Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) hat die Aufnahme von rund 1500 Flüchtlingen aus Griechenland in Deutschland begrüßt - sich jedoch über die Auswahlkriterien überrascht gezeigt. "Es handelt sich ja dabei um Menschen, die bereits einen Flüchtlingsstatus haben", sagte UNHCR-Sprecher Chris Melzer am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Dabei hätte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ausreichend Kapazitäten und Know-how gehabt, um Griechenland bei der Bearbeitung von Asylanträgen zu unterstützen. "Es wäre vielleicht sinnvoller gewesen, man hätte Menschen aufgenommen, die noch vor dem Asylverfahren stehen."
Dennoch sei es ein positives Signal, so werde die Zahl der Menschen auf den Inseln verringert - was ohnehin im Moment die dringendste Aufgabe sei. "Die Camps auf den griechischen Inseln müssen entlastet werden, sie sind immer noch bis zu vierfach überbelegt", sagte Melzer. "Selbst mit dem besten Management kann man die Menschen bei so einer Überbelegung nicht würdig unterbringen."
"Das dickste Brett": Merkel rechnet mit EU-Versagen in Flüchtlingspolitik ab
Mittwoch, 16. September, 10.56 Uhr: Nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria hat die Bundesregierung angeboten, auch noch mehr als 400 Familien mit Kindern von den griechischen Inseln aufzunehmen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einem vernünftigen und humanitären Ansatz. Sie werde weiter für einen europäischen Ansatz in der Migrationspolitik werben, sagte Merkel nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur von Teilnehmern in der Sitzung der Unionsfraktion. Aber angesichts der Situation vor Ort sei Hilfe in großem Umfang nötig.
dpaBundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nimmt an der Sitzung des CDU Bundesvorstands im Konrad-Adenauer-Haus teil
Auch die „
Bild“-Zeitung berichtet unter Berufung auf mehrere Teilnehmer der Fraktionssitzung über Aussagen Merkels. Demnach wählte Merkel mit Blick auf das EU-Versagen in der Flüchtlingspolitik deutliche Worte: „Wir wussten alle, dass auf den griechischen Inseln unhaltbare Zustände sind, und zwar seit Langem.“ Weiter habe Merkel betont: „An Lesbos und am Lager Moria zeigt sich das ganze Elend der europäischen Migrationspolitik, die keine ist.“
Mit Blick auf die Lage in Lesbos und im Lager Moria sagte Merkel laut dpa: Wenn Experten des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sagten, dass sie selten auf der Welt so ein Flüchtlingslager wie Moria gesehen hätten, „dann ist das kein Zeichen für Europas Werte und für Europas Handlungsfähigkeit“.
Eine Flüchtlings- und Asylpolitik auf EU-Ebene bezeichnete Merkel laut „Bild“-Zeitung als das „das dickste Brett“. Dagegen seien Finanzverhandlungen „eine einfache Sache“.
Surftipp - Wie geht's weiter nach dem Lesbos-Drama? Seehofer stellt sich Fragen der AbgeordnetenFeuer auf Samos teils unter Kontrolle - erste Festnahmen
23.01 Uhr: Das Feuer unweit des Flüchtlingslager Vathy auf der griechischen Insel Samos ist halbwegs unter Kontrolle. Das berichtete das Insel-Onlineportal "
Samos Today" am Dienstagabend. Das Lager sei nicht in Gefahr, sagte Bürgermeister Giorgos Stantzos dem Radiosender Thema 104.6. Auch habe es erste Festnahmen gegeben - mehrere Männer seien von der Polizei wegen des Verdachts der Brandstiftung festgesetzt worden. Um wen es sich den bei den Männern handelte und welche Motive sie verfolgten, war zunächst nicht klar.
Feuer auf der griechischen Insel Samos nahe des Flüchtlingslagers
22.30 Uhr: Auf der griechischen Insel Samos ist nahe des dortigen Flüchtlingslagers am Dienstagabend ein Feuer ausgebrochen. "Es brennt am Rande des Registrierzentrums", sagte der Bürgermeister der Ortschaft Vathy, Giorgos Stantzos, der Deutschen Presse-Agentur. "Noch brennen keine Zelte, aber ich bin besorgt." In sozialen Medien wurden entsprechende Bilder und Videos eines großen Brandherds veröffentlicht. Griechischen Medien zufolge ist das Feuer 200 bis 300 Meter oberhalb des Flüchtlingslagers ausgebrochen.
Griechische Politiker warnen seit dem Brand des Flüchtlingslagers Moria auf der Insel Lesbos vor wenigen Tagen vor der "Moria-Taktik", wonach Feuer auch in anderen Flüchtlingslagern auf den Inseln Samos, Chios, Leros und Kos gelegt werden könnten - vor allem, wenn die Menschen von Lesbos nun aufs Festland oder nach Mittel- und Nordeuropa gebracht würden. Die Migranten auf Lesbos fordern angesichts des niedergebrannten Lagers, die Insel sofort verlassen zu dürfen. Allerdings steht bei den meisten der Abschluss des Asylantrags noch aus. Die griechische Regierung besteht darauf, dass die Migranten den normalen Asylprozess durchlaufen müssen.
Im Flüchtlingslager Vathy nahe dem gleichnamigen Ort auf der Insel Samos leben laut dem griechischen Migrationsministerium rund 4600 Migranten, das Lager hat jedoch nur eine Kapazität von rund 650 Plätzen. Am Dienstag waren im Camp zwei Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Nach ersten Corona-Fällen im Camp Moria war die Situation vergangene Woche auf Lesbos eskaliert.
„Werden deutschem Weg nicht folgen“: Kurz kontert Merkel Vorwurf in Moria-Debatte
FOCUS Online/Wochit„Werden deutschem Weg nicht folgen“: Kurz kontert Merkel Vorwurf in Moria-Debatte
Esken geht von Aufnahme weiterer Flüchtlinge aus
18.12 Uhr: Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken geht davon aus, dass Deutschland nach der Aufnahme von 1553 zusätzlichen Flüchtlingen von den griechischen Inseln weitere Schutzsuchende von dort aufnehmen wird. Mit der Union sei klar vereinbart, dass Deutschland innerhalb eines möglichen europäischen Kontingents, über das seit einer Woche verhandelt werde, einen angemessenen Beitrag leisten werde. "Der wird sich mit Sicherheit in einer ähnlichen Größenordnung bewegen, wie wir jetzt auch handeln", sagte Esken am Dienstag in Berlin mit Blick auf die deutsche Zusage für die Aufnahme von 1553 zusätzlichen Flüchtlingen, zusätzlich zu 150 unbegleiteten minderjährige Asylsuchenden.
dpa/Rolf Vennenbernd/dpabildSaskia Esken, Parteivorsitzende der SPD.
Scholz und Seehofer einigen sich - Deutschland nimmt insgesamt 2750 Flüchtlinge auf
16.41 Uhr: Dass Deutschland rund 1500 Flüchtlinge aus Griechenland aufnimmt, verkündeten Kanzlerin Merkel und Innenminister Seehofer bereits am Vormittag. Nun sind sich auch SPD und Union darüber einig, wie sich die insgesamt 1553 Flüchtlinge zusammensetzen. Seehofer hatte sich mit SPD-Vize-Kanzler Olaf Scholz darauf verständigt.
So sollen 408 Familien von mehreren griechischen Inseln, eine davon ist Lesbos, in Deutschland aufgenommen werden. Die 1552 Menschen sollen hauptsächlich aus Afghanistan,
dem Irak und
Syrien stammen. Dazu kommen dann noch die 150 unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden, die von Seehofer bereits am Freitag in Aussicht gestellt worden waren. Alle 1553 Personen hätten bereits das griechische Asylverfahren durchlaufen und seien anerkannt schutzberechtigt.
Socrates Baltagiannis/dpa
Deutschland hatte bereits vor dem Brand zugesagt, gemeinsam mit anderen europäischen Staaten besonders schutzbedürftige Migranten von den Inseln aufzunehmen - unbegleitete Kinder und Jugendliche sowie kranke Kinder mit ihren Eltern und Geschwistern. Laut Bundesregierung betrifft diese frühere Zusage insgesamt voraussichtlich mindestens 1000 Menschen, von denen mehr als 500 schon in Deutschland sind.
Die Gesamtzahl der Menschen, die Deutschland von den griechischen Inseln übernimmt, beläuft sich auf etwa 2750 Personen, erklärte Regierungssprecher Seibert.
Vize-Kanzler Scholz äußerte sich kurz nach dem Bekanntwerden der genauen Zahl und der Zusammensetzung gegenüber den Medien. „Es ist sehr gut, dass Deutschland so handelt“, sagte er. Dass 1553 Familienangehörige die Inseln verlassen könnten, sei ein Schritt in die richtige Richtung. "Natürlich ist klar, dass es damit nicht getan ist. Wir sind uns einig, dass wir an einer europäischen Gesamtlösung arbeiten müssen", sagte Scholz weiter. Daran wolle sich Deutschland dann nochmals beteiligen.