Einleitung
In fast jeder Gemeinde und jedem Stadtteil lassen sich in NRW Denkmäler entdecken, mit denen an
die Kriege der Vergangenheit erinnert wird, insbesondere an den Krieg gegen Frankreich 1870/71
und an den Ersten und den Zweiten Weltkrieg. Viele dieser Denkmäler vermitteln nicht Mahnung
gegen den Krieg und Trauer um die Opfer, und es besteht deshalb die Gefahr, dass sie für eine
undemokratische Heldenverehrung herangezogen werden können.
In der Zeit vor 1914 wurden der deutsche Triumph über den ‚Erbfeind‘ Frankreich gefeiert und die
nationale Stärke und Einheit betont. Nach dem verlorenen ersten Weltkrieg drückte sich in der
überwiegenden Mehrzahl der Denkmäler die Absicht aus, dem sinnlosen massenhaften Tod auf dem
modernen Schlachtfeld trotz verleugneter Niederlage einen Sinn zu geben. Tote Soldaten werden als
Helden und Vorbilder dargestellt. Ihr Tod soll dadurch Sinn bekommen, dass nachfolgende
Generationen ihnen nacheifern und ihrerseits ihr Leben einsetzen, um in zukünftigen Kriegen doch
noch den Sieg zu erringen.
Esslingen Neckar
Nach 1933 nahmen die Nazis dieses Deutungsschema auf und spitzten es aggressiv zu. Der Totenkult um die Opfer des ersten Weltkriegs korrelierte zum sehr stark sakrale Formen annehmenden Helden- und Märtyrerkult der NSDAP. Auch nach 1945 brach diese Traditionslinie nicht vollkommen ab. Zwar drückten die meisten neu errichteten Denkmäler einen neuen, vor allem christlich geprägten Geist aus. Im Gegensatz zu der Zeit nach dem ersten Weltkrieg akzeptierte man nun die Tatsache der Niederlage und man beklagte die Opfer (vor allem die eigenen). Gleichzeitig wurden jedoch die alten Denkmäler (sofern sie nicht im Krieg zerstört wurden) bruchlos weiter genutzt, oft nur ergänzt um eine zusätzliche Inschrift für die ‚Helden‘ des Hitlerkrieges. Eine kritische Reflektion dieses kulturellen Erbes fand nie statt, und vielerorts spielen diese Denkmäler bis auf den heutigen Tag eine zentrale Rolle bei Vereinsfeiern und Veranstaltungen zum Volkstrauertag. Erst ab den 1980er Jahren versuchten mancherorts einzelne Personen oder Bürgerinitiativen, derartige Kriegsdenkmäler zu problematisieren und ihre Umgestaltung oder sogar ihre Entfernung zu fordern. Die oft heftigen Reaktionen, die solches Bürgerengagement bei den Befürwortern der Denkmäler auslösten, sind ein weiteres Indiz dafür, dass wir es nicht mit toter Geschichte zu tun haben, sondern mit einem nach wie vor virulenten Thema. Zuspruch bekamen die Denkmalbefürworter auch von der extremen Rechten, die für eine vollkommen ungebrochene Tradition der Kriegsverherrlichung eintritt und Kriegsdenkmäler zum Ort von Aufmärschen und quasireligiösen Feiern macht. Dabei könnten Kriegsdenkmäler auch als Lernorte fungieren, die gegenteilige Effekte erzielen und in der Bevölkerung ein Engagement gegen kriegerische Auseinandersetzung fördern. Ein Denkmal, das den Krieg verherrlicht, kann, wenn man es kritisch interpretiert und in den historischen Kontext stellt, auch eine demokratische, friedensfördernde Wirkung haben. Diese Broschüre schließt an diesen Überlegungen an. Sie bietet Anregungen zur Recherche über Kriegsdenkmäler und erläutert das exemplarisch anhand von Denkmälern in der Region Duisburg/ Düsseldorf/Niederrhein. Dabei sollen die jeweiligen Schritte im Detail nicht selbst vollzogen werden. Vielmehr sollen Hinweise dazu gegeben werden, wie sich die Wirkungsgeschichte und aktuelle Bedeutung des Denkmals erarbeiten lässt. Das Ergebnis richtet sich an Lehrerinnen, Schülerinnen und andere in zivilgesellschaftlichen Organisationen tätigen Personen und unterstützt deren friedenspädagogische Arbeit. Nach einem historischen Überblick werden Anregungen und Tipps für pädagogische Projekte gegeben. Eine Bibliografie gibt Hinweise für vertiefende Lektüre. Die Erarbeitung dieser Publikation wurde gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung NRW, bei der wir uns an dieser Stelle recht herzlich für ihre Unterstützung bedanken.
Esslingen Neckar
Nach 1933 nahmen die Nazis dieses Deutungsschema auf und spitzten es aggressiv zu. Der Totenkult um die Opfer des ersten Weltkriegs korrelierte zum sehr stark sakrale Formen annehmenden Helden- und Märtyrerkult der NSDAP. Auch nach 1945 brach diese Traditionslinie nicht vollkommen ab. Zwar drückten die meisten neu errichteten Denkmäler einen neuen, vor allem christlich geprägten Geist aus. Im Gegensatz zu der Zeit nach dem ersten Weltkrieg akzeptierte man nun die Tatsache der Niederlage und man beklagte die Opfer (vor allem die eigenen). Gleichzeitig wurden jedoch die alten Denkmäler (sofern sie nicht im Krieg zerstört wurden) bruchlos weiter genutzt, oft nur ergänzt um eine zusätzliche Inschrift für die ‚Helden‘ des Hitlerkrieges. Eine kritische Reflektion dieses kulturellen Erbes fand nie statt, und vielerorts spielen diese Denkmäler bis auf den heutigen Tag eine zentrale Rolle bei Vereinsfeiern und Veranstaltungen zum Volkstrauertag. Erst ab den 1980er Jahren versuchten mancherorts einzelne Personen oder Bürgerinitiativen, derartige Kriegsdenkmäler zu problematisieren und ihre Umgestaltung oder sogar ihre Entfernung zu fordern. Die oft heftigen Reaktionen, die solches Bürgerengagement bei den Befürwortern der Denkmäler auslösten, sind ein weiteres Indiz dafür, dass wir es nicht mit toter Geschichte zu tun haben, sondern mit einem nach wie vor virulenten Thema. Zuspruch bekamen die Denkmalbefürworter auch von der extremen Rechten, die für eine vollkommen ungebrochene Tradition der Kriegsverherrlichung eintritt und Kriegsdenkmäler zum Ort von Aufmärschen und quasireligiösen Feiern macht. Dabei könnten Kriegsdenkmäler auch als Lernorte fungieren, die gegenteilige Effekte erzielen und in der Bevölkerung ein Engagement gegen kriegerische Auseinandersetzung fördern. Ein Denkmal, das den Krieg verherrlicht, kann, wenn man es kritisch interpretiert und in den historischen Kontext stellt, auch eine demokratische, friedensfördernde Wirkung haben. Diese Broschüre schließt an diesen Überlegungen an. Sie bietet Anregungen zur Recherche über Kriegsdenkmäler und erläutert das exemplarisch anhand von Denkmälern in der Region Duisburg/ Düsseldorf/Niederrhein. Dabei sollen die jeweiligen Schritte im Detail nicht selbst vollzogen werden. Vielmehr sollen Hinweise dazu gegeben werden, wie sich die Wirkungsgeschichte und aktuelle Bedeutung des Denkmals erarbeiten lässt. Das Ergebnis richtet sich an Lehrerinnen, Schülerinnen und andere in zivilgesellschaftlichen Organisationen tätigen Personen und unterstützt deren friedenspädagogische Arbeit. Nach einem historischen Überblick werden Anregungen und Tipps für pädagogische Projekte gegeben. Eine Bibliografie gibt Hinweise für vertiefende Lektüre. Die Erarbeitung dieser Publikation wurde gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung NRW, bei der wir uns an dieser Stelle recht herzlich für ihre Unterstützung bedanken.
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