FLUGHAFEN FRANKFURT
Aus Liebe zur Bundespolizei
vonOliver Teutsch
Der Grieche Charilaos Kyriakidis ist der erste Beamte am Frankfurter Flughafen ohne deutschen Pass. Statt steinewerfenden Demonstranten überwacht er nun Terminal 2.
Charilaos Kyriakidis ist einfach nur glücklich. Der 28-Jährige sitzt in einem Büro am Flughafen und erzählt von seiner Zeit in Griechenland. Beim Blick aus dem Fenster zieht der Shuttle von Terminal 1 zu Terminal 2 vorbei. Seit Anfang des Monats ist Kyriakidis der erste nichtdeutsche Bundespolizist in Frankfurt. Der Liebe wegen hat es ihn von Athen an den Main verschlagen. Hier sei es „nicht so sonnig, aber gut organisiert“, findet der Grieche. Und in einem Land, das gut organisiert ist, fühle man sich sicher.
Kyriakidis kam 2004 mit seiner Familie nach Frankfurt. Auf der griechischen Schule in Griesheim machte er sein Abitur. In dieser Zeit lernte er Nicoletta kennen, ebenfalls eine Griechin. 2007 ging er zurück nach Griechenland und begann eine Ausbildung bei der Polizei. Die Ausbildung absolvierte er in Westthrakien an der Grenze zur Türkei mit kurzen dienstlichen Abstechern nach Korfu und Santorin. Doch irgendwie hatte Charilaos Nicoletta aus Frankfurt nicht vergessen. Er versah längst seinen Dienst in einer Polizeikaserne in Athen, als er sich schließlich aufraffte und Nicoletta über Facebook zu suchen begann. Nachdem er sie erneut in Frankfurt besuchte, stand für ihn fest: Er wollte zurück nach Frankfurt, wo nicht nur seine Familie lebt, sondern auch Nicoletta.
Drei weitere Beamte ohne deutschen Pass
2014 fragte er bei der Bundespolizeidirektion in Potsdam an, ob es eine Möglichkeit gebe, eine Stelle in der deutschen Behörde zu bekommen. Seit 2009 ist das für EU-Bürger tatsächlich möglich, auch wenn es wenige wissen, wie auch der Leitende Polizeidirektor Markus Ritter von der Bundespolizeidirektion am Flughafen gesteht: „So richtig klar war uns das auch nicht, dass das geht.“ Selbst verwaltungstechnisch sei das einfacher gewesen, als gedacht. Kyriakidis musste nur die gleich Eignungsprüfung bestehen wie die deutschen Kollegen, wofür er vor allem sein Deutsch gehörig auffrischen musste.
Neben Kyriakidis gibt es bei der Bundespolizei derzeit noch drei weitere Beamte ohne deutschen Pass. Einen in Berlin, einen in Potsdam und einen München. Wenn es nach Polizeidirektor Ritter geht, ist Kyriakidis nicht der letzte Nichtdeutsche in Reihen der Frankfurter Bundespolizei. „Wir sind international, die Polizeiarbeit in Europa vereinheitlicht sich immer mehr.“ Dabei gehe es gar nicht um die zusätzliche Sprachkompetenz, denn dafür gebe es zahlreiche Deutsche mit Migrationshintergrund. „Er ist ein europäischer Polizist, der hier seine Liebe gefunden hat“, so Ritter.
Der Neu-Frankfurter, der im vergangenen Monat geheiratet hat und mit seiner Frau Nicoletta im Europaviertel wohnt, findet die Atmosphäre am Flughafen „schön“.
Nachdem er jahrelang mit Demonstranten in Athen zu tun hatte, sind die Fluggäste am Terminal 2 eine willkommene Abwechslung. Auch Heimweh hat er nicht, im Gegenteil: „Ich esse sehr gerne Jägerschnitzel.“
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